22.4.2021
Polizist sein ist Instrument sein; uneigenwillens.
Das ist auch die Funktion der Uniform: Signal der Ein- und Unterordnung einem lenkenden, einem übergeordneten Willen.
Insofern ist der Bürger in Uniform gar kein Bürger mehr; er bürgt ja nicht mehr für die Menschlichkeit und den Common Sense, steht nicht mehr ein für die Werte des Lebendigen, sondern wird zum Organ des ihm Befehlenden, insofern wird er von einem Weltbürger, von einem Menschen, zu einem Staatsbürger in Reinform, zu einem Gewaltbürger.
So aber ist der Mensch in Uniform zur Marionette geworden, an den Gängelbändern der Macht über ihn; sie wird – a l s o – zur willkommenen Macht durch ihn, d.h. er wird m ä c h t i g.
Und damit, mit diesem Tauschhandel – Wille gegen Macht – hat der Mensch sich entmenschlicht: jeder Befehl, jedes Gehorchen verunstaltet den Gehorchenden wie den Befehlenden.
Gehorchen und Befehlen aber sind Schandmale des Menschentums.
Ich habe heute gesehen, wie sie einen alten Mann zuerst niederschlugen, und ihm dann – als er aufstehen wollte – Chlorbenzylenmalonsäuredinitril ins Gesicht sprühten. Und dann noch einmal.Und ich habe gesehen, wie die Polizisten sich schämten, als sie so handelten, nur um noch erbitterter und verbissener zu gehorchten; aller Redlichkeit und jedes Anstandes ledig.
Hässliche, maskierte Feiglinge, ungerade, verlogen und schlecht.
Einer meiner Großväter hat in Sibirien acht Jahre lang Eiszapfen gepinkelt – weil er der Sohn einer Deutschen war. Nicht etwa weil er gekämpft hätte. Er war Anarchist auf dem Weg nach Sibirien, und er war noch immer Anarchist, als er nach acht Jahren heimkehrte, in sein transylvanisches Dorf, wo der Pfeffer wächst. Einmal aßen wir, nur er und ich, gemeinsam zu abend, ich war noch ein Kind, da legte er das Besteck beiseite, und sagte ganz unvermittelt und eindringlich, mit einem harten, warnenden Ton, dass ich ja kein Polizist werden dürfe, sonst würde er mich links und rechts ohrfeigen, und nie wieder ein Wort mit mir wechseln. Heute, fast vierzig Jahre später, habe ich mich daran erinnert, und ihn endlich ganz verstanden.
Grundschullehrer, Liedermacher, Historiker, Friseure, Esoteriker, Spiritualisten, Maler, Therapeuten, HareKrishnas, Punks, Hippies, Gang-Kiddies und, ja, die widerlichen AfDler waren auch da. Einige Schweinemenschen mit Reichsfahnen. Ja, auch die wehrsportgestählten Prügelfaschos in ihren wehrsportgestählten Prügelfascho-Gruppen. Ja, selbstredend ist mir Thors Hammer wieder und wieder ins Auge gesprungen.
Ich schätze den Anteil aus diesem Millieu auf zehn Prozent der Demoteilnehmer, heute im Tiergarten, auf der Straße des 17. Juni, vor dem Bellevue. Sie entgingen meinem schätzenden Blick auch deswegen nicht, weil ich nach ihm suchte, dem rechten Gewaltmenschen.
Nun sind aber (mindestens) auch zehn Prozent der deutschen Gesellschaft Nazis und faschistische Gewaltmenschen.
Eine Bewegung, deren zentrale Idee die Ablehnung der totalitären Maßnahmen der Corona-Kampagne ist, erfasst fast alle Schichten und Millieus der Gesellschaft. Dass darin also faschistische Kackköpfe zu finden sind, indiziert vor allem ersteinmal die Hässlichkeit der Gesellschaft als Ganze.
Denn deine Nachbarn sind Nazis und Antisemiten und Rassisten und Kinderficker und Frauenschläger. Wer, wenn nicht dein Nachbar, produziert synthetische Drogen in seinem Küchenlabor, und arbeitet für die Rüstungsindustrie, für die Atomindustrie, für die Pharmaindustrie? Ist es nicht deine Nachbarin die diese unsäglichen Tierversuche mit Affen anstellt, bei denen deren Großhirnrinde mit Schwefelsäure punktgenau verätzt, und deren Lymphe mit wohldosierter Mikrowelle verdampft wird? Würde sie denn als Lehrerin deine Kinder in der Grundschule nicht wieder auf Erbsen knien lassen – wäre es doch nur wieder zeitgemäßer Usus?
Aus jeder beliebigen Kleinstadt lässt sich die Besatzung eines Vernichtungslagers rekrutieren.Wie könnte es dann anders sein, als dass auch Faschisten unter Jenen sind, die keine Lust haben, Masken zu tragen, sich zwangsimpfen zu lassen, Stubenarrest zu bekommen?!
Bloß gibt es etwas, das ebenso schlecht ist, ebenso hässlich, ebenso f a s c h i s t i s c h ist, wie der triviale Faschist und seine kaputtgewichsten Reichsbürgerkumpel, etwas ebenso ekelerregendes, demselben Geist entsprungen wie auch jene deutschesten Deutschen: der Polizist.
Der Staatsbürger in Uniform mit seinem Chlorbenzylidenmalonsäuredinitril-Spray, und seinem Knüppel, und seiner Uniform; auch dies ist das hässlichste Wesen unter der Sonne: der entmenschlichte Mensch.
Schämt euch!