Wo wart ihr?

18.5.2020

Es ist nicht die Angst vor Corona die uns derzeit zu schaffen macht, sondern die Angst voreinander.

Die Angst davor beurteilt zu werden für das Bekennen der eigenen Meinung.

Bin ich ein Verschwörungstheoretiker, weil ich sage, es gibt verschiedene wissenschaftliche Standpunkte zu Corona?

Bin ich ein Nazi, weil ich aus Sorge um die Versammlungsfreiheit auf dem Rosa- Luxemburg Platz war, lange bevor es zu einer großen Demo wurde?

Jeder Same braucht einen fruchtbaren Boden um zu keimen. Die Linken haben den Acker zusammen mit Jens Spahn und Merkel mit gepflügt. Die Taz hat mitgemacht, denn sie verurteilte pauschal alle Kritiker als Verschwörungstheoretiker als die Samstagsdemos noch klein und nicht eindeutig von rechts vereinnahmt waren. Genau das hielt Linke fern und lockte Rechte an. Linke Hauskollektive, die ihre Türen vor „Fremden“ verschlossen, haben mitgemacht. Schweigen und Zuhause bleiben wurde zu einem solidarischen Akt.

Jede Kritik, die die offiziellen Zahlen oder ihre Ursprünge anzweifelt, wird als Verschwörungstheorie bezeichnet. Jetzt haben die Menschen Angst voreinander und Angst vor dem Ausdruck der eigenen Meinung. Das ist der Boden, in den die wahren Feinde der Menschlichkeit ihre Samen setzen. Einfache Antworten sind immer beliebter als komplexe Reflexion. Wenn öffentliche Reflexion aber bestraft wird, dann bleibt als Ausdruck des schlechten Gefühls nur noch Trotz. Und Trotz – dieses kindische Benehmen, das aus der Ohnmacht geboren wurde – ist die Sprache der AfD und aller anderen Populisten.

Und wenn ihr euch wundert, warum so viele Faschisten Samstags demonstrieren, warum Rechtsradikale wieder Menschen im Friedrichshain verprügeln, warum Männer wieder vermehrt offen sexistisch und übergriffig gegenüber Frauen auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln sind, dann fragt euch:

Wo wart ihr, als die Demokratie nach eurer Hilfe rief? Was habt ihr getan, als ihr sagtet, man müsse solidarisch sein? Wo ist eure Menschlichkeit, wenn ihr in selbstgewählter Isolation Netflix schaut und eure bei Amazon bestellten Dildos benutzt, während in Moria und überall an den europäischen Außengrenzen Menschen nicht an Corona sondern an Hunger und Hass sterben?

Corona ist nicht der Feind. Der Feind ist unsere eigene Angst!